In der Auseinandersetzung mit Demenz, einer Erkrankung, die Millionen von Menschen betrifft und oft mit herausfordernden Verhaltensweisen einhergeht, gewinnt medizinisches Cannabis zunehmend an Bedeutung. Viele Angehörige und Pflegekräfte berichten von belastenden Situationen, in denen Patienten mit Alzheimer unter starker nächtlicher Unruhe oder aggressivem Verhalten leiden. Diese Verhaltensweisen können nicht nur für die Betroffenen selbst, sondern auch für das Umfeld äußerst belastend sein.
Cannabis, insbesondere in Form von Ölen oder Extrakten, wird dabei als potenzielle Lösung diskutiert, um Angstzustände zu reduzieren und eine beruhigende Wirkung zu erzielen. Erste Studien legen nahe, dass bestimmte Cannabinoide das Gedächtnis sowie die kognitive Funktion unterstützen könnten. Die Verwendung von medizinischem Cannabis könnte eine wertvolle Ergänzung zur bestehenden Therapie darstellen und den Lebensalltag von Demenzkranken sowie deren Angehörigen und Pflege- und Betreuungskräften spürbar verbessern.
Erfahrungen unserer Betreuungskräfte mit dem Einsatz von Cannabis bei Pflegepersonen
Immer wieder begegnen wir in der Betreuung von Alzheimer-Patienten Situationen, in denen die Betroffenen unter starker Unruhe in der Nacht leiden oder Aggressivität gegenüber Angehörigen und Pflegekräften zeigen. Diese Aggression kann so weit gehen, dass es zu körperlichen Übergriffen kommt, wie Beißen, Kratzen oder Schlagen. In einigen Fällen wird sogar mit Geschirr und Besteck nach Personen geworfen.
Ein Beispiel aus unserem Alltag betrifft ein älteres Ehepaar, bei dem die Frau bettlägerig war. Ihr Ehemann, ein großer Mann mit 1,93 m und etwa 120 kg, wollte niemanden an das Bett seiner Frau lassen. Sein Wunsch, sie zu beschützen und ihr Wohl zu sichern, führte dazu, dass er die guten Absichten der Pflegekräfte nicht erkannte. Durch die Zusammenarbeit mit Fachärzten, dem Hausarzt und einer Apotheke, die sich auf medizinisches Cannabis spezialisiert hat, konnten wir eine Lösung finden. Der Ehemann wurde so eingestellt, dass er von nun an der Seite seiner Frau saß, ihre Hand hielt und sie liebevoll betreute. Seine Aggressivität war verschwunden, und er wurde offen für Gespräche mit den Pflegekräften.
Hier zeigt sich die mögliche Verbesserung im Vergleich zur Behandlung mit herkömmlichen Beruhigungs- oder Betäubungsmitteln: Der Ehemann in unserem Beispiel blieb im Umgang mit den Pflegekräften gelassen und war nicht sediert, also ruhiggestellt, wie es sonst oft der Fall sein kann.
Wir möchten damit zeigen, dass medizinisches Cannabis insbesondere bei aggressiven Verhaltensweisen von Alzheimer-Patienten eine wertvolle Unterstützung bieten kann. Mit dieser Erfahrung stellen wir keine allgemeingültige Theorie auf, vielmehr möchten wir darauf hinweisen, dass medizinisches Cannabis für viele Betroffene eine Option darstellen könnte. Es ist wichtig, dass Sie sich oder Ihren Angehörigen nicht eigenständig mit Cannabis versorgen. Nur ein Arzt kann nach einer gründlichen Diagnose entscheiden, welche Behandlung für die Art und Schwere der Demenz am besten geeignet ist. Je nachdem, ob es sich um Alzheimer, vaskuläre Demenz oder frontotemporale Demenz handelt, können unterschiedliche Therapien in Betracht gezogen werden. Ein erfahrener Cannabisarzt erstellt nach einer umfassenden Anamnese einen individuellen Behandlungsplan, der die spezifischen Merkmale berücksichtigt.
Verschiedene Wirkungsweisen von medizinischem Cannabis auf das Gehirn
Obwohl weitere Studien notwendig sind, um die Anwendung von Cannabis bei Demenz zu bestätigen, zeigen sowohl präklinische als auch klinische Untersuchungen bislang vielversprechende Ergebnisse. Ein Überblick der potenziellen Einsatzgebiete zeigt, dass medizinisches Cannabis wesentliche Prozesse im gesamten Körper beeinflusst, darunter:
- Gedächtnisbildung
- Appetitregulierung
- Bluthochdruck
- Depressionen
- Schmerzwahrnehmung
Gedächtnisbildung: Cannabis gegen Vergesslichkeit
Forschungsergebnisse von Wissenschaftlern der Universität Bonn in Zusammenarbeit mit der Hebrew University (Israel) zeigen, dass Cannabis dabei helfen kann, Alterungsprozesse im Gehirn umzukehren.
CBD (Cannabidiol) kann eine schützende Wirkung auf Nervenzellen haben und hat das Potenzial, Entzündungen zu reduzieren. Dies könnte sich positiv auf die Gedächtnisleistung auswirken, den Erhalt gesunder Nervenzellen fördern und sogar Aufmerksamkeitsstörungen entgegenwirken. Es gibt Hinweise darauf, dass der Einsatz von medizinischem Cannabis, das sowohl THC (Tetrahydrocannabinol) als auch CBD oder ausschließlich CBD enthält, für ältere Menschen sowohl wirksam als auch sicher sein könnte.
Appetitregulierung: Cannabis gegen Appetitlosigkeit
Neue Studien zeigen vielversprechende Ergebnisse bei der Verwendung von Cannabis zur Behandlung von Erkrankungen, die mit Gewichtsverlust und verminderter Appetitkontrolle einhergehen. Besonders Alzheimer-Patienten könnten von dieser Therapiemöglichkeit profitieren, da das Essen für sie zunehmend schwierig wird. Die Inhaltsstoffe des Cannabis können dazu beitragen, den Appetit zu steigern und das Gewicht zu halten. Dieser Ansatz könnte eine wichtige Rolle in der Behandlung dieser Patientengruppe spielen und ihre Lebensqualität verbessern.
Es ist wichtig, dass weitere Forschung in diesem Bereich durchgeführt wird, um die genauen Mechanismen und Dosierungen zu klären. Dennoch sind die bisherigen Ergebnisse vielversprechend und zeigen das Potenzial von Cannabis als Therapiemöglichkeit bei bestimmten Erkrankungen. Es ist wichtig, dass diese Möglichkeit ernsthaft in Betracht gezogen wird, um den Betroffenen eine bessere Lebensqualität zu ermöglichen.
Bluthochdruck: Cannabis hilft gegen erhöhte Herzfrequenz
In einer neu durchgeführten Studie wurde bei älteren Erwachsenen mit Bluthochdruck eine beeindruckende Wirkung von medizinischem Cannabis beobachtet. Während der dreimonatigen Untersuchung erhielten die Teilnehmer, die an Bluthochdruck litten, zu Beginn der Studie Cannabis verschrieben. Um die Effekte zu messen, wurden vor und nach dem Studienzeitraum umfassende ambulante Untersuchungen durchgeführt, darunter Blutdruckmessungen, EKGs, Blutuntersuchungen sowie anthropometrische Messungen. Die Ergebnisse waren eindeutig: Die mittleren Blutdruckwerte der Probanden sanken signifikant. Diese Erkenntnisse eröffnen neue Perspektiven für die Behandlung von Bluthochdruck, insbesondere bei älteren Erwachsenen, die oft an mehreren chronischen Erkrankungen leiden.
Depressionen: Cannabis mit stimmungsaufhellender und -stabilisierender Wirkung
Bei der Behandlung der verschiedenen psychischen Symptome, die mit Demenz einhergehen, könnte Cannabis eine vielversprechende Alternative darstellen. Die stimmungsaufhellende und -stabilisierende sowie schlaffördernde Wirkung von Cannabis wird bereits in der medizinischen Praxis genutzt, insbesondere als Alternative zu Antidepressiva. Eine Fokusgruppe aus dem Jahr 2020 bestätigte die positiven Effekte von Cannabis auf die Symptome von Demenzpatienten.
Diese Erkenntnisse zeigen, dass Cannabis eine potenziell wirksame Option zur Verbesserung der Lebensqualität von demenzerkrankten Menschen sein könnte. Die Forschung in diesem Bereich ist noch relativ neu, aber die bisherigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass Cannabis eine vielversprechende Behandlungsoption darstellt. Es bleibt jedoch wichtig, weitere Studien durchzuführen, um die langfristigen Auswirkungen und möglichen Risiken von Cannabis bei der Behandlung von Demenz zu untersuchen.
Schmerzwahrnehmung: Cannabis bei chronischen Schmerzen
Immer mehr ältere Menschen leiden unter chronischen Schmerzen, und die herkömmlichen Behandlungsmethoden stoßen oft an ihre Grenzen. Eine vielversprechende Alternative bietet Cannabis. Die Studie aus dem Jahr 2018 hat gezeigt, dass der Einsatz von medizinischem Cannabis nicht nur sicher, sondern auch äußerst effektiv sein kann. Ein bemerkenswerter Aspekt dieser Therapie ist, dass weniger andere Schmerzmittel notwendig sind. Viele Teilnehmer berichteten nach sechs Monaten der Behandlung von einer spürbaren Verbesserung ihres Gesundheitszustands. Die durchschnittliche Schmerzintensität sank von 8 auf 4 auf einer Skala von 0 bis 10. Dies bedeutet nicht nur weniger Schmerzen, sondern auch eine verbesserte Lebensqualität.
Effektive und einfache Einnahme von CBD bei Demenz
CBD kann auf verschiedene Arten eingenommen werden, um eine schnelle und effektive Wirkung zu erzielen. CBD-Öle und -Tropfen sind beliebte Möglichkeiten, da sie einfach unter die Zunge getropft oder in Speisen und Getränke gemischt werden können. Für Personen, die den Hanf-Geschmack nicht mögen, gibt es auch Öle mit verschiedenen Geschmacksrichtungen wie Kurkuma und Zitrone.
Eine weitere Option sind CBD-Kapseln oder -Tabletten, die geschmacklos sind und leicht mit Wasser eingenommen werden können. Die Dosierung ist klar und unkompliziert, was sie besonders für ältere oder demenzkranke Menschen geeignet macht.
CBD-Sprays sind eine praktische Option, da sie direkt unter die Zunge gesprüht werden und eine schnelle Wirkung bieten. Die Einnahme ist einfach und es ist nicht erforderlich, Medikamente zu schlucken oder zu kauen. Für Demenzpatienten mit Schluckbeschwerden oder einem sensiblen Mundgefühl kann CBD auch in Speisen und Getränken wie Smoothies, Tee oder Süßigkeiten gemischt werden. Eine weitere Möglichkeit sind CBD-Salben und -Cremes, die direkt auf betroffene Körperstellen aufgetragen werden können, um Schmerzen oder Hautprobleme zu lindern.
Hausärzte können eine fundierte medizinische Beratung zum Einsatz von CBD-Produkten gewährleisten. Wenden Sie sich an die behandelnde Hausärztin oder den Hausarzt und besprechen Sie mit diesem die Möglichkeiten einer Behandlung mit CBD-Produkten bei Demenz-Patienten.
Fazit
Die Anwendung von medizinischem Cannabis bei Demenz hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen. Studien zeigen, dass Cannabinoide, die aktiven Bestandteile von Cannabis, das Fortschreiten von Erkrankungen des Nervensystems mildern können. Cannabinoide könnten entscheidend für die Verbesserung von Gedächtnisleistungen und emotionalem Wohlbefinden sein. Untersuchungen deuten darauf hin, dass Cannabis dazu beitragen kann, Symptome wie Angst und Depression zu lindern, die häufig bei Demenzpatienten auftreten. Darüber hinaus könnte die appetitregulierende Wirkung von Cannabis eine wertvolle Unterstützung für Patienten darstellen, die Schwierigkeiten mit der Nahrungsaufnahme haben. Diese Erkenntnisse unterstreichen die Möglichkeiten von medizinischem Cannabis für die Verbesserung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz und Ihren pflegenden Angehörigen oder Betreuungskräften. Dennoch sind weitere Forschungen notwendig, um die langfristigen Auswirkungen und die optimale Dosierung zu bestimmen. In diesem Kontext bleibt medizinisches Cannabis ein vielversprechendes Feld der Forschung und Therapie.
In Bezug auf das Thema der Behandlung mit Cannabis ist Geduld ein entscheidender Faktor. Eine kürzlich durchgeführte Studie liefert interessante Erkenntnisse. Die Studie teilte die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in zwei Gruppen auf: Eine erhielt dreimal täglich Cannabis, die andere ein Placebo-Öl. Weder das Pflegepersonal noch das medizinische Fachpersonal wussten, wer zu welcher Gruppe gehörte. Nach 16 Wochen zeigte sich, dass die Mitglieder der Cannabis-Gruppe im Durchschnitt deutliche Verbesserungen verzeichneten. Schlafstörungen, Agitiertheit und Aggressionen waren rückläufig. Diese Studie unterstreicht die Bedeutung von Ausdauer und Kontinuität bei der Behandlung mit Cannabis. Es ist entscheidend, den Prozess nicht zu überstürzen und auf langfristige Verbesserungen zu setzen.
Als Demenz-Partner und bei Fragen rund um das Thema häusliche Betreuung stehen wir Ihnen jederzeit gerne zur Verfügung – zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren Seniorenbetreuung Welzel (0711 23 19 33 90 | kontakt@seniorenbetreuung-welzel.de). Unsere 24h-Langzeit-Betreuung bietet individuelle Lösungen, um den Alltag von Senioren zu erleichtern und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Kommentar schreiben
Jutta Koeppel (Freitag, 04 April 2025 21:41)
Ich habe seit meiner Kindheit Depressionen